Feuertaufe oder wie man auf der Stange ins Tal kommt [2. Update] [2007/06/07 - someone]
Jetzt war er also da: der Tag X. Das erste richtige MTB Rennen (Rocky Mountain Bike Marathon in Willingen /Sauerland). Das XALPS Team hatte ja schon auf dem X-Duathlon in Schleiden erste Wettkampfluft schnuppern können und Conzi dort ersten Kontakt mit ehrgeizigen, bunten Trikots auf schlammigen Pfaden gehabt. Aber was sind 150 Starter gegen die unglaubliche Zahl von 1900 in Willingen? Aber Ihr glaubt doch nicht das wir stupide 200 km hin, biken und 200km zurück fahren? Nee, nee, da machen wir doch ein Event draus. Ich muß ausnahmsweise etwas ausholen.
Am Samstag hat sich Conzi am frühen Vormittag per Bahn nach Köln gemacht. Er sah ungefähr acht Jahre älter aus. Verständlich, schließlich hat er den Geburtstag von Bernhard ordentlich begossen. Quasi Marathonvorbereitung Teil 1.
So richtig gesprächig war er auf der Fahrt nicht, aber nachdem wir von wild gewordenen Polofahrerinnen gedrückt und mit 5 Nonnen Lulu gemacht haben, standen wir vor dem Grand Hotel Berggasthof Püttmann in Willingen-Schwalenberg. Großartige Wirtin, die keine Reste auf dem Teller lässt und ein sauberes Zimmer mit Großbildfernseher. Was willst Du mehr? Richtig, ein Taxi. Einige Euro später am Festivalgelände, brach die totale Reizüberflutung aus. Bikes, viele Bikes, sehr viele Bikes. Alles erdenkliche Zubehör, Reiseveranstalter, live shows und ganz wichtig: nackte body painting bunnys. Gekauft haben wir aber nichts. Außer ein paar Veltins und Iso-Würstchen… Start Marathonvorbereitung Teil 2.
Einige Bierfonsen und einer verschluckten Plombe später, saßen wir in einem Sauerland-Stern-Ballermann-Gasthof und beobachteten das Down-Hill Rennen auf der einen und wild gewordene Kegel- und Handballvereine mit vielen willigen, sehr betrunkenen Frauen auf der anderen Seite. Aber nicht jeder von uns konnte den Gesprächen zu allen Zeiten folgen… Gut so. Briefing und Pasta Party waren unauffällig, die Absackerbierchen im Brauhaus lecker. Die Vernunft hat letztlich gesiegt und wir waren noch bei (schwachem) Tageslicht in der Koje. Auch gut so. Wecken um 05.30 Uhr. Ende der Vorbereitung. Oh Mann…
Renntag: Neu war, daß die Strecke auf 56,5 km und um ca. weitere 200HM auf ca. 1350HM angehoben wurde. Sturmschäden hatten Umleitungen und Änderungen nötig gemacht. Das Wetter war im Vorfeld nicht so nett wie an diesem Wochenende selber. Es war von 5-10 cm Neuschlamm die Rede. Wir waren also auf das Schlimmste gefasst. Gut das Conzi an dem Rennmorgen immer noch acht Jahre älter aussah. Erfahrung ist schließlich wichtig im Sport.
Wir waren rechtzeitig mit allem Equipment um kurz vor 07.00 Uhr am Start. Uns wurde aber schnell klar, dass die ganzen 1900 Typen nicht zum Spaß gekommen sind. Technik und Staturen machten uns doch etwas schmallippig. Conzi verjüngte in Richtung Startzeit 07.30 Uhr und wir haben uns geeinigt gegen die Strecke und nicht gegen die Uhr zu fahren.
Ab jetzt Adrenalin: Start. Ein wild gewordene MTB Meute ging zu den sehr (!) lauten Klängen von highway to hell auf die Strecke. Als der Start rückwärts angezählt wurde, läuft es einem kalt den Rücken runter und die harte Vorbereitung der letzten Tage waren vergessen. Schon auf den ersten Kilometern mit Geschwindigkeiten von über 60 km/h und erstem Gedrücke und Gedrängel war klar, dass hier viele wirklich nicht unbedingt zum Spaß da waren. Die Strecke war abwechselnd Asphalt, Feld- und Waldwege, Schotterwege, ein paar km schlammige Trails, steile Rampen bergauf, kernige Abfahrten bergab. Etwas Nieselregen, etwas Morgennebel in den Hängen und zwei sehr kurze Schiebepassagen als Tribut an die Wetterkapriolen.
Sahen wir bis km 30 (einzige Verpflegungsstation) noch einigermaßen sauber aus, war der Rest der Strecke dann doch noch recht matschig. Aber es ist echt ein Erlebnis Rad an Rad, Schulter an Schulter sich einen Berg rauf zu schrauben oder mehr oder weniger mit sehr wenig Sicht nach vorne mit irrwitzigem Speed die Berge wieder runter zu fetzen. Die Schläge im Lenker waren teilweise sehr heftig. Viele Biker Kollegen haben Flaschen, Schläuche und Satteltaschen durch die Vibrationen abgeworfen. Und immer wieder von hinten: „Links“, „Rechts“ oder „Mitte“. Nur wenige Sekunden später hat sich dann ein Biker durchgequetscht. Notfalls mit Hand und Schulter angelehnt. Dann müssen auf einem Feldweg halt auch mal vier oder fünf Biker nebeneinander passen. Es ist ein Rennen.
Pannen gab es einige (wir keine einzige), Unfälle an der Zahl zwei, die wir gesehen haben. Einer davon sicherlich sehr schwer. Notarzt, Ambulanz und Bergwacht haben ziemlich intensiv mit den beiden Gestürzten gearbeitet. An der Sturzstelle (bergab, steiler Schotterweg mit ausgeschwemmten tiefen und breiten Querfurchen) hatte ich auch eine Schrecksekunde. Wirklich nicht ganz ohne.
Ab km 50 haben wir dann noch mal so etwas wie einen zweiten Atem bekommen und sind mit einem schlammigen und breiten Grinsen ins Ziel gefahren. Die Akkus waren leer aber noch keine Tiefenentladung. Ein paar Meterchen wären bestimmt noch gegangen. Wir sind mit unserer gewerteten Zeit von 3 Std. und 27 Min. (57km, 1160hm) sehr zufrieden. Wir konnten gut mithalten und sind nicht in den roten Bereich gegangen. Solides Mittelfeld.
Es hat richtig Spaß gemacht. Eine klasse Erfahrung, die so richtig Lust auf Pfronten und unser 24h Rennen macht. Die Reisdorfer Biefonsen und Pizza anschließend in Köln haben sehr lecker geschmeckt. Quasi Marathonnachbereitung oder „Nach dem Rennen ist vor dem Rennen“.
Interessante Links:
XALPS.DE-Galerie
Veranstaltungs-Website
Ergebnisse (PDF)
[Update]
Google Earth Track der Strecke und des Drumherums
[2. Update]
Die offiziellen Wettkapf-Fotos sind online unsere Startnummern: 857 und 892/897
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