Hüttentour ’16 – in 4 Etappen durchs Karwendel [2016/08/04 - mc]
Wie beginnt man einen Bericht über etwas, von dem man weiß, dass es sich nicht in Worte fassen lässt? Wie vermittelt man Eindrücke, die zu gewaltig sind, um sie mit Fotos einzufangen? Geht eigentlich nicht – ich versuche es aber trotzdem einfach mal!
Wir waren wandern – bergwandern, um etwas präziser zu sein. „Wir“, das war ein wild gemischter Haufen aus Familie, Freunden, Kollegen und ehemaligen Kollegen – wobei die Übergänge da inzwischen fließend sind. Die meisten davon kennst Du schon – diesmal waren es Heike, Anne, Andrea, Pascale, Bernhard und ich. Diese Truppe hatte sich im Laufe des Frühjahrs gefunden und den „Kompatibilitätstest“ bei einigen Probewanderungen auf heimischem Gelände bestanden.
[vlnr: ich, Heike, Andrea, Anne, Pascale, Bernhard]
Seit die Entscheidung für diese Tour gefallen ist – das muss irgendwann früh in diesem Jahr gewesen sein – haben wir viel Zeit mit der Vorbereitung verbracht. Bernhard und ich hatten zwar aus unserer Kindheit schon Erfahrungen mit Hüttentouren (wir sind sogar genau diese Tour schon einmal mit unseren Eltern gegangen), aber für den Rest der Truppe war dieses Metier gänzlich neu. So spielte die Auswahl und Beschaffung der richtigen Ausrüstung eigentlich die größte Rolle. Natürlich musste die großenteils neu erworbene Ausrüstung auch ausgiebig getestet werden, so dass wir vorbereitend mehrere große Touren auf dem Rheinsteig, im Ahrtal, in der Rureifel und auch im Flachland unternommen haben.“Kilometer machen und Schuhe einlaufen“ stand dabei genauso auf dem Plan wie das Bewältigen mehrer hundert Höhenmeter am Stück.
Wir wollten halt vorbereitet sein, wenn es auf die erste echte Etappe geht. Das Marschieren mit Bergschuhen und über 10 kg Gepäck auf dem Rücken sollte man zumindest schon einmal erlebt haben, bevor man in die Berge fährt. Auch ist es nicht schlecht, wenn man so einfache Dinge wie das An- und Ausziehen des Rucksacks, das Schnüren der Bergschuhe und das Einstellen der Stöcke schon mal trainiert hat. Wenn diese Abläufe sitzen, dann kann man viele Störfaktoren von vorneherein ausschließen. Interessanterweise waren es aber genau diese akribischen Vorbereitungen, die bei der einen Hälfte der Gruppe das Gefühl von „kein Problem – ich schaffe das“ und bei der anderen Hälfte – ich formuliere es mal vorsichtig – zumindest Zweifel an der Umsetzbarkeit aufkommen ließen. Aber sowas erfährt man ja immer erst hinterher 😉
[vlnr: ich, Heike, Andrea, Anne, Pascale, Bernhard]
Unser Basislager haben wir Samstags im Gästehaus Erdt in Mittenwald aufgeschlagen. Anreise und CheckIn verliefen unspektakulär und auch die ersten Weizenbiere(*) tranken sich vor der grandiosen Kulisse der Karwendelspitze wie von selbst. Wir hatten jeweils zwei kleine Ferienwohnungen für zwei Nächte vor und nach der Tour gebucht und mussten diese glücklicherweise für die Dauer der Tour nicht räumen. Danke Herr Merk, perfekte Lösung!
[* Wenn im Text von Weizenbier die Rede ist, so wurden dieses nur von mir und Bernhard konsumiert. Die Damen hielten sich vorbildlich an Cola, Tee, Kaffee, … ]
Zur Eingewöhnung und zum langsamen Herantasten an die vor uns liegenden Aufgaben fuhren wir Sonntags mit der Karwendelbahn auf die Karwendelspitze und „machten“ den Passamani Panoramaweg. Dieser eigentlich sehr einfache Höhen-Rundweg am Fuße der westlichen Karwendelspitze jagte Andrea allerdings schon einen gehörigen Schrecken ein, so dass Sie dessen Begehung bereits nach der Hälfte zugunsten eines Tees mit Zitrone abbrach. Zu diesem Zeitpunkt (in der Nachbetrachtung kann man das ja sagen) sah ich unsere Hüttentour kurz in Gefahr. Aber vielleicht war dieses Akklimatisieren genau das, was Andrea brauchte, denn auf der Tour hatte Sie dann zum Glück keine Probleme mehr mit der Höhe.
[Heike und Anne vor der westlichen Karwendelspitze]
Und dann ging es endlich los!
Tag 1: Scharnitz -> Karwendelhaus | 19 km | +1.000 hm | -0 hm
Nachdem wir nach kurzer Suche den „Parkplatz 2“ in Scharnitz gefunden, Bernhards Auto geparkt und uns und unsere Ausrüstung aus den Sitzen sortiert hatten, konnte das Abenteuer beginnen. Und wie beginnen moderne Abenteuer für gewöhnlich? Richtig, mit einem Foto! Beziehungsweise mit neun Fotos. Zuerst drei Selbstauslöserfotos von vorne (siehe oben), dann drei Fotos von meinen Füßen (ich war versehentlich an den Auslöser gekommen) und dann drei Selbstauslöserfotos von hinten (siehe ebenfalls oben). So für die Nachwelt auf SD-Karte gebannt, trabten wir locker das Karwendeltal entlang. Bis zum finalen Anstieg auf den Hochalmsattel ging es eigentlich nur wellig daher. Perfekte Bedingungen um sich warmzulaufen, den Blick durch die Berge schweifen zu lassen und die Umgebung aufzusaugen. Immer wieder sieht man interessante Dinge: bunte Schnecken, Kühe, Gipfel, Bäche, wieder ’ne Schnecke, nen Mountainbiker (mal mit und mal ohne Akku) und dann *bähm* das Karwendelhaus.
Jeder, der das Karwendelhaus zum ersten mal sieht, wird über dessen erhabene Lage beeindruckt sein. Und jeder wird denken: „Och? Da ist es ja schon! Das ist ja gar nicht mehr weit! Wir sind ja bald schon da!“ Ungefähr an dieser Stelle hat es auf unserer Tour angefangen zu regnen. Allerdings war die Schauer nach zwanzig Minuten auch schon wieder vorbei. Interessanter war dann die spätere Erkenntnis, dass das Karwendelhaus eben NICHT „schon/bald/nah“ ist, sondern noch ganz schön weit weg. Man hat es immer im Auge, aber genau wie der Scheinriese bei Jim Knopf scheint es immer kleiner zu werden, je näher man kommt.
Wir machten erst einmal eine Pause. Da unser geplantes Zwischenziel, die Larchetalm, „dem Erdboden gleichgemacht“ worden war (warum konnte uns der Mann an der Touristeninformation auch nicht sagen) hatten wir uns am Frühstücksbuffet ein paar Brötchen vorgeschmiert. Diese mümmelten wir irgendwo in einem Bachbett in der Nähe des Karwendelbachs. „Steine ins Wasser werfen“ macht auch mit 43 noch Spaß 🙂 Gut gestärkt (Wanderersprache) marschierten wir weiter und gelangten nach einem letzten Anstieg auf den Hochalmsattel. Das Karwendelhaus ist dann nur noch ein paar brutal steile Meter entfernt. Man hätte auch außen rum über den Fahrweg gehen können, aber nein! Wir nahmen die gerade Linie! Endlich oben.
[Heike, Hochalmsattel, Karwendelhaus, Kuh]
Anmeldung und Vergabe der Schlafplätze ist auf dem Karwendelhaus erst ab 14:00 Uhr, so dass wir die bis dahin verbleibenden 30 Minuten für ein, zwei, drei Weizenbier nutzten. Die Bierpreise auf den Hütten sind happig – aber wenn man mal bedenkt, welcher logistische Aufwand dahinter steckt, bis das Bier auf der Hütte ankommt, dann sind die 4.40€ auch zu verschmerzen. Außerdem hätte ich ja zu Hause bleiben können 😉
Wir hatten Glück und bekamen – obwohl noch nicht DAV-Mitglieder – unser reserviertes 6-Bett Zimmer! Aufgrund der vom Hüttenwirt ausgegebenen Order „Wasser sparen“ waren die Duschen gesperrt und die Körperpflege nur eingeschränkt möglich. Die „Duftkulisse“ in unserer Stube war wegen des Frauenüberschusses sehr gut zu ertragen. Frauen riechen ja, im Gegensatz zu uns Männern, immer gut! Ich bin wirklich sehr froh, dass wir in der ersten Nacht nicht im Massenlager schlafen mussten. Zumal beim Abendessen gut geheizt war… 😉
Abendessen! Gutes Stichwort! Nachdem wir uns nach unserer Ankunft mit Kaiserschmarrn, Brettljause und Suppe gestärkt hatten, gab es abends Schweinebraten, Schnitzel, und Spaghetti. Super lecker, super schnell und preiswert! Einige Weizen später begaben wir uns in die Betten. Bernhard führte zum Besteigen des selbigen eine zirkusreife Performance in seinem Hüttenschlafsack durch. Es war eine Mischung aus „Ölscheich“, „die Mumie“ und der „Pavlova des Barrens“ – herrlich!
[Bernhard benutzt den Hüttenschlafsack maximal kompliziert ;)]
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Tag 2: Karwendelhaus -> Falkenhütte | 10 km | +700 hm | -650 hm
So richtig gut und entspannt hat in der ersten Nacht wohl keiner geschlafen. Nachdem wir uns dann aber gegenseitig einmal reihum des Schnarchens bezichtigt hatten, entspannte sich die Lage. Wir waren also alle Opfer und Täter! Dieses Wissen ließ uns die kommenden Nächte entspannter durchstehen. Zähneputzen war nicht so der Hit, da aus den Wasserhähnen nur winzige (kalte) Rinnsale flossen. Wasserknappheit halt. Leider war der Holländer am Waschbecken neben wir entweder nicht informiert oder noch im Halbschlaf, als er sein Gesicht für eine Nassrasur einschäumte…
Das Frühstück war überschaubar, aber ok. Mit dem ersten Schluck Kaffee konnte man die Zahnpastareste wegspülen 😉 Ich hatte gebratenen Speck mit Spiegelei (Frühstück Typ III), bei dem die Ei-Komponente noch so roh war, als sei das Huhn nur kurz an der Heizung lang gelaufen. Aber bezahlt ist bezahlt und irgendwie lecker wars trotzdem. Lag wahrscheinlich an der Bergluft 😉 Der Rest der Truppe kämpfte sich durch Marmelade (Frühstück Typ I) bzw. Käse und Wurst (Frühstück Typ II).
Im Packen der Rucksäcke hatten wir nun schon ein wenig Routine, so dass wir zeitig zur Falkenhütte aufbrechen konnten. Der Wetterbericht (am Vorabend vom Hüttenwirt in in einer persönlichen Tourvorbesprechung erläutert) hatte für den Nachmittag Gewitter vorhergesagt – der frühe Start war auch diesem Umstand geschuldet.
Die zweite Etappe begann dann mit Kühen. Im wahrsten Sinne des Wortes! Als wir über den Hochalmsattel marschierten, rief der Bauer gerade seine Rinder zusammen. Aus seinem Umhängebeutel verfütterte er irgendein Pulver. Irgendwann kam er auf Heike zu und fragte „Mogst’a’amoi?“ („Magst Du auch einmal“), was Heike sich natürlich nicht zweimal fragen ließ. Kurz danach wanderte Heikes Hand in die Umhängetasche des Bauern und von da zielstrebig in den Mund der Kuh. Große Freude und Verzückung bei allen Beteiligten! So angeschnoddert zogen wir dann weiter. Der Weg (wir folgten dem Fernwanderweg E4) baute kontinuierlich Höhenmeter ab und führte uns durch Latschen, Wald und Landschaft zum Hermann-von-Barth-Denkmal. Dort wird dem „Erforscher des Karwendels“ gedacht, der mit 31 Jahren – nein, nicht abgestürzt – sondern in Angola im Fieberdelirium von eigener Hand gestorben ist. Naja, er hätte sich ja zumindest vom Löwen fressen lassen können…
„Fressen lassen“ – wieder ein gutes Stichwort! Nachdem wir uns wieder in Richtung Ladizalpe (die übrigens auch nicht bewirtschaftet ist) in Bewegung gesetzt hatten, hörten wir eine piepslige Stimme aus dem Gebüsch:
„Hallo Ihr da! Ich bin hier hinten im Gebüsch! Ich bin extra da hinten runter, dann durch den Graben wieder hoch und dann hier außen lang gegangen, weil: da hinten steht eine wilde Kuh auf dem Weg! Mit einem hellen Glöckchen! Als ich da lang ging, kam die auf mich zugelaufen und hat gebimmelt!!“
Da läufste nun durchs Karwendel und wirst von einer zwar blonden, aber allein reisenden Frau vor einer wilden Kuh gewarnt! Sachen gibts! Wer mich kennt der weiß, dass es nicht viele Dinge gibt, die mich von meinem angepeilten Ziel abhalten können. Und eine wilde, hell bimmelnde Kuh gehört da sicher nicht dazu. Also setzte ich meine einmeterneunzig hohen 100 Kilo in Bewegung und sortierte zur Sicherheit schon mal meine Wanderstöcke. Die Sicherung meines Bear Grylls Überlebensmessers ließ ich noch verschlossen. Für die von Euch, die ein wenig im Battletech Universum bewandert (Wortwitz!) sind: ich fühlte mich wie ein Altas Assault Mech, der das Schlachtfeld betritt [Symbolbild]! Heldenhaft und dem sicheren Tot ins Auge schauend führte ich meine Truppe an der Kuh vorbei – während diese uns schlicht ignorierte.
Auf Höhe der Ladizalpe, und damit kurz vor dem letzten Anstieg zur Falkenhütte, legten wir nochmal eine Pause ein uns stärkten uns! Bernhard, der wohl versehentlich einen halben Hofer (= ALDI in Österreich) in seinen Rucksack gepackt hatte, versorgte uns mit Landjägern, Speck/Schinken, Eiern und Keksen. Und selber hatten wir ja auch noch was. Dieser wilde Mix ließ mich einige Zeit später hinter eine Latschenkiefer treten, was als malerische Umschreibung des dann Geschehenen ausreichen soll. Die letzten hundert Höhenmeter bis zur Falkenhütte folgen genau wie beim Karwendelhaus bolzengerade der Falllinie. Schön anstrengend 🙂 Umso besser fühlt man sich, wenn man die Falkenhütte in Sicht und wenig später das erste Bier in Händen hat. Die Zeit bis zum Abendessen überbrückten wir mit rumsitzen, rumruhen, rumkucken, rumräumen, rumtrinken…
[Heike mit Kaffee vor der Falkenhütte]
Schnitzel hab ich gegessen. Glaub ich. Oder was mit Nudeln? Nee, Schnitzel wars! Auch auf der Falkenhütte war das Essen schnell da, super lecker und angemessen im Preis. Nach ein paar sehr spannenden Runden Jenga (wir hatten zeitweise Zuschauer an drei Nachbartischen!) machten wir es uns „im Lager“ bequem. Spannende Sache, so ein Massenlager. Alles etwas beengter, alles etwas lauter – aber ging! Dennoch war die Nacht wieder schnell rum! Das Zähneputzen ging am zweiten Morgen in den Bergen viel besser: Wasser war reichlich vorhanden und warm!
Aber eigentlich muss ich ja noch ein wenig vom Lager erzählen. Da macht man sich ja als „Nicht-Alpinist“ gar keine Gedanken drüber! Ein Lager der der Falkenhütte (nämlich unseres) ist im Nebengebäude. Dort sind in einem kleinen Verschlag auf zwei Etagen rund 100 Schlafplätze in mehreren Ebenen untergebracht. Dort ist ein ständiges Kommen und Gehen….
[Andrea im Lager. Leider hatte die GoPro Probleme mit dem fehlenden Licht…]
Insbesondere nachts, wenn 100 Leute abwechselnd ihre Notdurft verrichten. Die einen tun es drinnen, natürlich auf der offiziellen Toilette. Das konnte man immer sehr gut daran hören, wenn der automatische Türschließer die Tür mit einem heftigem *WUMMMS* ins Schloß geschlagen hat. Die anderen indes gingen zum – ich sags jetzt einfach – pinkeln raus. Das wiederum erkannte man gut am Knarzen und Quietschen des 150 Jahre alten Türschlosses. Beide Fraktionen hatten gemein, dass sie zwar erleichtert, meist aber auch stöhnend zurückkehrten, weil sie im Dunkeln gegen irgendetwas gelaufen, über irgendetwas gefallen oder barfuß auf etwas getreten hatten. Hier ein kostenloser Pro-Tipp: Knicklichter! Die helfen nachts bei der Orientierung im Bett und auf dem Weg zum Klo. Zusätzlich zur Dunkelheit und der ungewohnten, fremden Umgebung machen es einem die Mitschläfer auch nicht leicht. So warnte mich Bernhard z.B. mitten in der Nacht, dass irgend so ein „schöner Fiffi“, seine FlipFlops genau im Treppenabgang geparkt hatte. Lebensgefahr! Aber ich habe das elegant gelöst und die Latschen die Treppe runter gekickt. Soll er doch suchen!
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Tag 3: Falkenhütte -> Lamsenjochhütte | 13 km | +900 hm | -800 hm
Die Querung von der Falkenhütte zum Hohljoch (für Eingeweihte: das ist da, wo der Mann 2010 seinen Hund getragen hat) hatte am Vorabend schon zu größeren Diskussionen geführt. Die herbeidiskutierte, latente Absturzgefahr ließ einige von uns schon nach Ausweichrouten suchen. Diese wurden aber alsbald wegen der zusätzlich zu bewältigenden Höhenmeter verworfen, so dass wir dann doch gemeinsam und geschlossen den Weg antraten. Und, was hab ich immer gesagt: es war überhaupt nicht schlimm!
[Blick vom Hohljoch auf die Laliderer Wände]
Der wunderschöne Abstieg in den Enger Grund katapultiert einen dann gegen Ende schlagartig zurück in die Zivilisation. Der Alpengasthof Eng und auch die Engalm sind gut besuchte Touristenmagnete. Und so war man mit Bergstiefeln und Marschgepäckt in der Schlange der SB-Hütte ein Exot. Hier trug man Röckchen, Turnschühchen und Handtäschchen. Und so verwunderte am Ende auch der Disput mit zwei älteren Damen nicht, die sich bereits genervt an unseren Tisch zu setzen versuchten, während wir noch dabei waren uns herzurichten und zu gehen. In der Nachbetrachtung kann ich das allerdings verstehen. Wahrscheinlich hatten Sie Angst zu sterben, bevor sie einen Platz im Schatten ergattern konnten. Gemein, ich weiß.
[Enger Grund. Im Hintergrund: Grubenkahrspitze]
Zur Binsalm, unserem nächsten Zwischenziel, gings wieder saumäßig bergauf (Anmerkung für Holland-Urlauber: in den Bergen geht es immer entweder bergauf oder bergab!). Die Binsalm markierte das Ende des ersten Drittels des Anstiegs zur Lamsenjochhütte. Von der Alm sind es dann nur noch 450 Höhenmeter. Den Zwischenstopp nutzten die Damen für Eis und Apfelstrudel und ich dazu, mir bei einer völlig überflüssigen und stümperhaft durchgeführten Terassenbegrenzungsmauererstbesteigung das Knie zu verdrehen. Was als Ziepen begann sollte in den nächsten Tagen noch zu einer ernst zu nehmenden Verletzung werden. Inzwischen bin ich aber wieder genesen 😉
Die Lamsenjochhütte, welche man nach Überschreitung des spektakulären westlichen Lamsenjochs zum ersten Mal zu sehen bekommt, war ein echtes Highlight! Duschen! Es gab Duschen! Und Schnitzel! Außerdem hatten wir ein kleines 6-er Zimmer im Nebengebäude (Winterlager) und die erste Nacht richtig Ruhe. Um Tam Honks zu zitieren: „Boing. Bett.“
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Tag 4: Lamsenjochhütte -> Stans | 15 km | +0 hm | -1.400 hm
Die morgendlichen Abläufe waren langsam schon Routine. Aufstehen, Bett machen, Rucksack packen, Zähne putzen, frühstücken. Und so traten wir nach einem Abschiedsfoto den Abstieg ins Inntal und damit die letzte Etappe unserer Tour an. Immerhin 1.400 Höhenmeter Abstieg lagen auf 14 Kilometern Marschstrecke vor uns. Das merkt man am Ende ziemlich in den Beinen. Und so waren wir alle gleichermaßen froh und traurig, als wir nach einem wunderschönen Wandertag die Wolfsklamm bei Stans erreichten. Dieses touristische Highlight wird vom Turnschuhwanderer zumeist von unten nach oben durchschritten. Wir kamen allerdings aus der anderen Richtung und man kann sich vorstellen, dass das nicht reibungslos vonstatten gehen konnte. Stellenweise wurd’s dann schon sehr eng.
[Bernhard und Heike in der Wolfsklamm]
Der Ausgang der Klamm ist dann wie ein Tor zurück in die Gegenwart: Autos, Menschen, Häuser, Kreisverkehr – und Netz! Das hatte ich ja noch gar nicht erwähnt: man hat in den Bergen kein Netz. An ganz wenigen Stellen ein bisschen und dann aber nur manchmal. Da reicht eine Wolke und man ist wieder offline. Wir haben unsere Telefone daher einfach ausgeschaltet gelassen. Irgendwie ein vergessenes, ganz entspanntes Gefühl. Bernhard brachte es auf den Punkt: „Das ist seit Jahren das erste mal, dass keiner so genau weiß, wo ich bin und dass mich keiner erreichen kann!“
Nach zwei Kilometern Fußmarsch durch das Inntal erreichten wir ihn: den Bahnhof von Stans! Bahnhof ist vielleicht übertrieben – große, überdachte Haltestelle trifft es besser. Der Zug kam erfreulicherweise 5 Minuten nach unsere Ankunft und so waren wir schneller als uns lieb war schon ins Innsbruck. Dort erreichten wir ebenfalls wenige Minuten später unseren Anschlussbus nach Seefeld. Von dort ging es nach 30 Minuten Aufenthalt weiter nach Scharnitz und dann waren wir – keine zwei Stunden nach Ende unseres Abenteuers – zurück in Mittenwald.
Die Mädels wuselten zielstrebig in die Duschen, aber Bernhard und ich zelebrierten stinkend und zutiefst zufrieden ein paar Finisher-Weizen auf der Terrasse unseres Basislagers. Natürlich mit unverbautem Blick auf die Karwendelspitze…
Fazit? Das war nicht das letzte Mal…
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[Tschüss Berge!]
Von den weit über 1.000 Fotos, die wir auf der Tour mit „normalen“ Fotoapparaten, einer GoPro und selten auch mit den Smartphones gemacht haben, findest Du hier bei Flickr ein „very, very best of“ Album. Viel Spaß 🙂
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Ach, ich könnte morgen schon wieder loswanden! 🙂 Schön wars!!!
Schöner Tourenbericht. Es freut uns, dass alles so gut funktioniert hat.