Erbsenkopf? Erbeskopf!
[2007/07/09 - mc]

Kategorien: Allgemein | Touren/Tracks | Wettkampf  / Tags:

Oder: Nicht nur nicht ohne, sondern mit!Heike auf dem Erbeskopf
Ein Erbsenkopf ist, das wissen wir spätestens seit Helge Schneiders „Das alte Reinhold-Helge-Spiel“, ein Mensch mit einer (sehr) dicken Jacke. [Details gibts auf dem Doppelalbum „Es gibt Reis, Baby“.] Heike und ich hatten unsere dicken Jacken an diesem Wochenende auch dabei, hatten aber nichts mit Erbsenköpfen zu tun, sondern mit dem beschaulich im Hunsrück gelegen Erbeskopf. Wir waren als Abordnung des XALPS.DE-MTB-Racing-Teams für den Halbmarathon (65km/1700hm) gemeldet. S****y konnte aufgrund einer Hochzeit (die lustigerweise im nur 10 Kilometer entfernten Birkenfeld stattfand) nicht teilnehmen. So waren wir also nur zu zweit.

Die Anreise zum rund 150 Kilometer entfernten Wettkampfort war unspektakulär. Die A1 fängt nun (endlich) schon vor Daun an und man spart sich die Stadtdurchfahrt. Zeitgewinn: mindestens 20 Minuten! Wir fanden nach 1.5 Stunden fahrt den Ort Thalfang und nach kurzem Suchen auch das Veranstaltungsgelände. Das Einschreiben, Nudelessen, Kurpark-gucken ließ schon eine gewisse Vorfreunde aufkommen. Die frühzeitige Anmeldung über’s Internet bescherte uns Startnummern mit aufgedruckten Namen – ziemlich cool! Was von Anfang an auffiel: Die Menschen war alle sehr gut gelaunt und auch sehr freundlich. Und viele Holländer waren da. Auch das fiel sofort auf. Heike und ich, seit Anbeginn der Tage Skifahrer, waren den Umgang mit Holländern gewohnt und hatten daher auch keine Probleme mit diesen, teilweise doch recht einnehmenden, Nachbarn. Wir waren so zeitig dran, dass es uns sogar gelungen ist, zwei der begehrten, und mit 120 Stück recht knapp produzierten, Polo-Shirts mit „Erbeskopf-Marathon“-Druck zu ergattern. Und das sogar in der richtigen Größe 🙂

Mini-Zelt hinterm FokusWir machten uns auf den Weg zum Sportplatz – dem ausgewiesenen Wettkampf-Camping-Platz. Außer 5 Autos mit Holländern fanden wir großzügige Duschen und eine Toilette vor. Sehr gut. Unsere Behausung war schnell aufgebaut und erste Zweifel keimten auf, ob meine Entscheidung, das „1.2kg 2-Personen Abenteuer/Wildnis/Biker Notzelt“ mitzunehmen richtg war. Um den Abend rumzukriegen (was hätte man in diesem Zelt auch sonst tun können?) gingen wir in Thalfang eine Pizza essen und machten uns nach einem kleinen Verdauungsspaziergang wieder auf den Weg zum Zelt. Dort keimten die alten Zweifel wieder auf. Sie verstärkten sich beim Einsteigen in vorgenanntes Zelt und waren mitten in der Nacht plötzlich wie weggefegt – aus den Zweifeln war Gewissheit geworden: Es war eine Fehlentscheidung! Das Zelt war einfach zu klein und, obwohl es in der Nacht nicht geregnet hatte, pitschnass. Unsere Schlafsäcke und wir waren folglich auch nass. Um es mit den Worten einer ehemaligen Kollegin (Hallo Anne!) zu sagen: „Unsere Nacht ist im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser gefallen. Danach hatte Martin einige Mühe mit einer unzufriedenen Heike.“ Der selbstgebackene Kaffee am nächsten Morgen war stark aber lecker und die Sonne schien auch. Stimmung wieder gut, Erbeskopf – wir kommen!

Nachdem wir die Bremsen geölt und ein wenig Getriebesand an die Schaltung gestreut hatten konnte es losgehen. Den Start der Marathon-Strecke hatten wir (als Zuschauer) verpasst, konnten das Fahrerfeld aber bei der Durchquerung des Kurpark nach der Einführungsrunde bejublen. Da würden wir in einer guten Stunde auch lang kommen. Und mit diesen ersten Eindrücken begaben wir uns in den Startbereich. Wir haben uns (jetzt nicht lachen) auch ein wenig warm gefahren. Der Moderator erschien eine Viertelstunde vor dem Start und wies, unterstützt von einem niederländischen Dolmetscher, auf Besonderheiten und Gefahrenpunkte hin. Ebenso wurden einige Details der Vorbereitungsarbeiten bekannt: Die Helfer haben teilweise zwei Wochen Urlaub genommen und 15 Kilometer Flatterband zur Streckensicherung verarbeitet. Dabei haben sie 70 Kisten Bier zu sich genommen. Respekt!Frei-Warsteiner Apropos Bier: Als wir am Samstag Abend vor unserem kleinen Zelt auf unseren noch kleinere Klappstühlchen saßen und uns mental auf eine Nacht im Mini-Zelt vorbereiteten, kamen drei Helfer und brachten jedem Camper auf dem Sportplatz eine Flasche Warsteiner. Ein wenig Small-Talk gehörte auch dazu und die Information, dass es schlammig werden würde. Mit den Worten „Ist ne schöne Strecke!“ wurden wir in die kalte, feuchte Nacht entlassen… Aber zurück zu Start: Nach dem obligatorischen 10, 9, 8, 7, 6, 5, 4, 3, 2, 1, Peng! ging’s endlich auf die Strecke. Schon nach den ersten Metern war klar: Das Tempo war hoch, aber fahrbar. Der Wettkampf „schiebt und zieht“ und macht einen schneller. Das Feld kam nach ca. 7 Kilometern, also nach der Einführungsrunde, wieder durch den Kurpark. Die Zuschauer, die Musik und das Ganze drumherum trieben das Feld zusätzlich an. Heike fand sogar namentliche Erwähnug beim Moderator: „Da kommt Heike, mit einem Lächeln im Gesicht!“ Die gefürchteten Engstellen waren gar nicht so eng und zu Staus kam es auch nicht wirklich.

NATO-HochpostenNun waren wir also auf der richtigen Strecke. Viel Gras und viel Schlamm machten das Strampeln nicht gerade zu einem Vergügen. Die Streckenbedingungen waren hart und anstregend. Die Abfahrten machten da keine Ausnahme. Meist ging es auf sehr schmalen und steilen Trails durchs Unterholz. Der aufgeweichte Waldboden war in Kombination mit vorstehendem Wurzelwerk sehr schwer zu fahren und erlaubte keine Sekunde Unachtsamkeit. Unterm Strich war die Strecke aber sehr schön. Leider hat man nicht wiklich Zeit, die Landschaft zu genießen oder sich umzuschauen. So ist es auch schwer, die Eindrücke wiederzugeben. Man muss da ganz klar nochmal hin und sich die Region mal in Ruhe anschauen. Heike bergab(Gleiches gilt für Pfronten! Auf den Breitenberg will ich auch nochmal in Ruhe hoch. Vielleicht nächstes Jahr…) Besonders oben auf dem Erbeskopf gab es einiges zu sehen. Da hat uns der kalte Krieg ein paar spektakuläre Bauwerke beschert. Einige nennen es „NATO Horchposten“ – ich nenne es Erbsenkopf. Oder Gipfel-Pöppel. Klingt besser. Ein erwähnenswertes Highliht war die Abfahrt vom Erbeskopf: Es ging über die Skipiste ins Tal! Sausteil und sauschnell! Einfach geil! Aber auch andere Streckenabschnitte sind erwähnenswert: Der Hagen-von-Tronje-Trail oder der Alte-Feuerlöscher-Weg seien mal als Beispiele genannt. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich bereits kurz nach dem Start die Orientierung völlig verloren hatte und mich nur anhand des eingeprägten Höhenprofils durchhangeln konnte. Aber den GPS-Track gibt’s ja auch noch…

5 Kilometer vor dem Ziel hat’s Heike dann noch erwischt. Eine rutschige Wurzel ließ das Vorderrad vom Weg und anschließend Heike vom Fahrrad abkommen. Ein Kopfsprung in den Wald war die Folge. Grobe Beschädigungen am Gebein blieben zum Glück aus. Nur einige kleine Schrammen waren zu beklagen. Die letzten drei Kilometer wurde man vom Wissen, dass es gleich vorbei ist und von den begeistert jubelnden Zuschauern getragen. Die Beine waren zwar schon leer, die Kraft war alle, und dann musste man nur noch einmal über die Bahn, noch einmal in den Kurpark und noch einmal über die Holzbrücke. Und da war es: das Ziel. Wir waren angekommen! Nach ~65km und 1600hm (lt. meinem Ciclo) hatten wir den Erbeskopf bezwungen. Wir entschieden uns recht bald, das Gewusel im Zielraum hinter uns zu lassen und uns zum Bike-Waschplatz zu begeben. Doch aus das sparten wir uns, nachdem wir die Schlange gesehen haben. Wir machten uns auf zur letzen Prüfung des Tages: den Rückweg zum Auto. Der Sportplatz liegt ungefähr einen Kilometer vom Ortskern entfernt und 100 Höhenmeter „weiter“ oben. Das Stückchen strampelten wir dann noch auf dem 34er Ritzel und bald waren wir oben. Die Duschen waren immer noch offen, das Wasser war herrlich warm und Leute waren auch keine zu sehen. So ging Heike duschen und ich spritzte derweil die Bikes mit dem Schlauch ab. Dann ließ ich noch schnell ein wenig Wasser an mich und die Heimreise konnte beginnen. Gegen 19:00 Uhr waren wir wieder zu Hause und ich mit einem Krombacher Weizen auf der Couch…

Erbeskopf – wir sehen uns 2008!

Links zu diesem Beitrag:
Den GPS-Track gibt es auf www.gps-tour.info, die Bilder sind in der XALPS.DE-Gallery zu finden und alles weiter findest Du auf www.erbeskopfmarathon.de! Ein paar super Fotos von uns hat die FirstFotoFactory geschossen. Als Startnummern bitte 1073 oder 1074 eingeben! Einen wirklich lesenswerten Bericht eines Mitsreiters gibts auf www.hunderttausend.de:





Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert