Rhein und rhaus, rhauf und rhunter [2007/06/08 - mc]
Mein Arbeitskollege Stefan hat mich vor ein paar Tagen auf eine Idee gebracht. „Ich fahre vielleicht Ende des Jahres nach Griechenland – da ist ein Marathon von Marathon nach Athen. Quasi der Urmarathon, verstehste?“ Das ist ja funky habe ich mir so gedacht und für mich selbst entschieden, eines Tages auch so eine wahnwitzige Strecke zu planen, zu fahren und zu schaffen. Heute war es dann soweit.
Zu meinem Erstaunen schien der Wetterbericht für den heutigen Brückentag gar nicht so schlecht zu sein. Ich konnte mich also auf die Piste begeben. Achja, ich sollte vielleicht noch kurz erzählen, was ich überhaupt geplant hatte. In den Tiefen des Webs habe ich irgendwann mal alle Eifelvereins-Wanderwege als GPS-Tracks gefunden. Um ehrlich zu sein – es war nicht die Tiefe des Netzes – es war XCRacers-MTB-Seite. Ich habe mir für heute den Hauptwanderweg 11, auch als Ahr-Venn-Weg bekannt, ausgesucht. Hauptsächlich, weil er durch Bad Münstereifel und damit quasi vor meiner Türe lang geht und weil er mit der Bahn sehr gut zu erreichen ist. In diversen Foren gab es Fragen á la „Ist da schonmal einer lang?“, „wie ist der so“ und so weiter. Antworten blieben aus. Es könnte also eine Erstbefahrung werden 🙂 Mein konkreter Plan war also: HWW11 von Sinzig nach Bad Münstereifel und von da nach Hause. Aufgrund der Wettervorhersage mit nachmittäglichen Gewittern entschied ich mich für einen frühen Start. Ich hörte also um 05:00 Uhr den Wecker klingeln und sprang topfit und dynamisch um 05:30 aus dem Bett. Bike+Rucksack waren fertig – ich musste nur noch Leibchen+Trikot (in meinem Fall eine Adidas Bib-Short (was bedeutet eigentlich ‚Bib‘) und mein Rad-am-Ring-2006-Trikot) anziehen und es konnte losgehen. Um 06:03 startete der Zug in Richtung Bonn. Leer war’s – war ja Brückentag. In Bonn hatte ich 20 Minuten Aufenthalt und schaffte es in der Zeit locker zwei Becher Kaffe zu kaufen. Einen schüttete ich mir laut fluchend auf die Hose, als ich versuchte das Bike mit einer Hand auf die Schulter zu nehmen um auf den Bahnsteig zu gelangen. Den anderen trank ich dann relaxed am Bahnsteig in Bonn. Die Zugfahrt verlief diesmal ohne FC-Fans recht entspannt.
Um 07:19 stand ich in Sinzig auf dem Bahnsteig. Die erste geplante Aktion war der käufliche Erwerb von Trinkwasser. Eine freundlich angesprochene ältere Dame zeigte sich bei meiner Frage nach einer Tankstelle recht irritiert. Wahrscheinlich konnte sie sich nicht vorstellen, dass auch ein Biker trocken fahren kann. Die Tanke lag glücklicherweise fast auf dem Weg. Drei Liter eiskaltes Evian (oder wie das heißt) flossen in meinen Rucksack. Und dann konnte es endlich losgehen. Von der Tanke aus ging es erstmal 5 Kilometer bergauf. Steigungen von anfänglich 13-15% ließen mich schaudern und ich begann zu zweifeln, ob das alles so clever war. Die Lage beruhigte sich aber kurze Zeit später schon wieder und spätestens an der kleinen Autobahnbrücke mit herrlichem Blick auf die Ahrtalbrücke war mir klar: Es war die richtige Entscheidung. Wenig später revidierte ich dies. 15 Kilometer Aufstieg bis auf den Steinerberg wollten erledigt werden. Dort oben angekommen schien mir ein Blick auf den Bikecomputer angebracht. Die gefühlten 2700hm waren es leider nicht – nur 600hm. Belohnt wurde ich dennoch:
Mit einem echt geilen Ausblick und 5 Kilometer Trails (teilweise sehr schwer zu fahren!), Treppen und mit viel Flow zu fahrenden Waldwegen. Vollgepumpt mit Adrenalin fand ich mich in Altenahr wieder. Dort ging ich im Schatten des Kreuzbergs im Hotel der Eltern eines ehemaligen Kollegen (Tach Mucki!) eine Apfelschorle trinken. Die Pause war gut getimed, denn es sollte gleich nach Krählingen hoch gehen. Der Wanderweg wurde schmaler bis nur noch ein Trampelpfad übrig war. 14%, 17%, 21% und dann war’s zuviel. Bei 23% Steigung habe ich aufgegeben und bin abgestiegen. Ich kriegte es einfach nicht mehr gekurbelt. Es folgten 500m Schiebepassage. Keine Schande, denn es ging gewaltig den Berg hoch. Von Krählingen aus gings durch Wiesen und Felder – bei recht warmen 32° auch nicht ohne – bis zum Hochtürmer-Berg und an diesem vorbei und schnell runter nach Kirchsahr. Von dort am Radioteleskop vorbei bis Wald, am „Dicke Tönnes“ vorbei bis Bad Münstereifel. Dort gab es ein sehr leckeres „Yoghurt-Zitrone-Eis“. Die 10km bis Euskirchen waren in stiller Vorfreude auf ein leckeres Weizen schnell gestrampelt. Am Ende des Tour standen 70km mit 1250hm auf der Uhr. Hat Spass gemacht – jederzeit wieder….
Wie immer für alle Interessierten: Der Track für Google Earth!
Paar Fotos von der Tour gibts in der Galerie.